Geschichte

Die Fraueninitiative bikulturelle Ehen und Lebensgemeinschaften - Fibel – entwickelte sich aus einer Selbsthilfegruppe. Für diesen Schritt gab es 1991/1992 gute Gründe:

  • Ein neues Fremdenrechtspaket sorgte für eine drastische Verschlechterung der Rechtslage für binationale Paare und Familien. Die Bedingungen für den Nachzug von Familienangehörigen aus Staaten außerhalb der EU/EWR wurden erheblich erschwert.
  • Der Medienhype rund um das Buch "Nicht ohne meine Tochter" von Betty Mahmoody (1991) löste eine Welle von Anfeindungen und Vorurteilen gegenüber Menschen aus islamischen Gesellschaften im Allgemeinen und (westlichen) Frauen mit muslimischen Ehepartnern im Besonderen aus

Einige engagierte Frauen in Wien (u.a. die spätere Vereinsvorsitzende Sylvia Leodolter sowie Nurten Yilmaz, Abgeordnete zum Nationalrat) wollten dazu nicht länger schweigen: Offene Diskussionsrunden (ab 1993 im Frauenzentrum ega) machten den Anfang. Die Vereinsgründung erfolgte noch im selben Jahr. Was sich bei den Besucherinnen der offenen Diskussionsrunden bzw. der Selbsthilfegruppe bald abzeichnete, war ihr enormer Beratungsbedarf zu rechtlichen Fragen sowie ihre Schwierigkeiten im Umgang mit interkulturellen Missverständnissen und Konflikten in der Familie. In der Folge entschloss sich der Verein Fibel zum Aufbau einer Beratungsstelle, die im Herbst 1994 eröffnet wurde.

Meilensteine in der Geschichte der Fibel

25. April 1993 - Vereinsgründung durch Sylvia Leodolter, Nurten Yilmaz, Petruska Krcmar, Katalin Zauner u.a.

10. November 1993 - erste Generalversammlung

13. Dezember 1993 - Hotline zum Ausländerrecht

1993 - erste Förderung durch die Stadt Wien (MA 57)

29. Mai 1994 - Fibel-Fest im Frauenzentrum ega

8. Juni 1994 - erster Fibel-Vortrag: "Bikulturelle Partnerschaften und Islam"

September 1994: Die Räumlichkeiten der Beratungsstelle in der Heinestraße 43 in Wien Leopoldstadt werden bezogen. Petruska Krcmar und Gertrud Schmutzer empfangen ihre ersten Klientinnen und Klienten.

1. September 1995: Fibelines - ein Infoblatt der Fibel erscheint zum ersten Mal

1996: Das Fibel Handbuch "Über Grenzen denken und leben" wird veröffentlicht: Es wird im ega präsentiert.

1996: Fibel nimmt erstmals an der Jahreskonferenz von ECB – des europaweiten Dachverbands der Interessensvertretungen binationaler und bikultureller Familien – in Paris teil. Thema der Konferenz: "Die internationale Familie in Europa"; zugleich Beitritt der FIBEL zur ECB (Europäische Konferenz Binationaler/Bikultureller Beziehungen und Partnerschaften)

1998: erste Fibel-Homepage - www.verein-fibel.at

24. - 25. September 1999: Fibel hat erstmals den Vorsitz der ECB-Konferenz, die in Wien zum Thema "Kommunikation in bikulturellen Familien und Partnerschaften" stattfindet

1999: Eine Doku zur Fibel entsteht im Rahmen eines Medienprojektes und wird im ORF (Heimat Fremde Heimat) gezeigt

2000: Forschungsprojekt und Buch "Die Liebe in den Zeiten der Globalisierung" (in Zusammenarbeit mit Dietmar Larcher, ehemals Ordinarius am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Klagenfurt)

2001: Mitarbeit der Fibel am EU-Kooperationsprojekt "fabienne"; Teilprojekt: Studie "Familienleben im Ausnahmezustand"; Verfasserinnen: die beiden Fibel-Mitarbeiterinnen Gertrud Schmutzer und Petruska Krcmar

2002: Erstmals sind über 20 Prozent aller Eheschließungen in Österreich binational! Das schlägt sich in der Beratungsstatistik nieder: Das Beratungsangebot der Fibel ist gefragt wie nie zuvor! Mit der engeren Zusammenarbeit der Fibel mit ZARA (Rassismus-Report) öffnet sich ein neuer Kompetenzbereich

2003: Dreijahresförderverträge mit der der Frauenabteilung der Stadt Wien (MA 57) machen es möglich, die finanziellen Ressourcen für die Beratungs-und Informationsarbeit der Fibel längerfristig sicherzustellen

18. Juni 2004: Fibel feiert anlässlich des 10 jährigen Bestehens als Beratungseinrichtung ein "Geburtstagsfest" im ega

2004: Der Verein Fibel wird für seine langjährige Arbeit und seine Verdienste im sozialen Bereich mit einem Preis aus der "Dr. Karl-Renner-Stiftung" der Stadt Wien ausgezeichnet

Preisverleihung im Rathaus

18. - 20. November 2005: Zum 2. Mal richtet Fibel die ECB-Jahreskonferenz in Wien aus. Thema: Die Rechtslage für binationale Paare in der EU; zentraler Tagesordnungspunkt: die Diskussionsveranstaltung "Binationale Paare unter Generalverdacht - Menschenrecht Partnerwahl"

1. Jänner 2006: Das neue Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz 2005 tritt in Kraft; die Folgen: erhebliche rechtliche Restriktionen fürs binationale Familienleben und damit eine massive Steigerung des Beratungsbedarfs der Fibel Grundsatzpapier zum NAG 2005

22. November 2007 – Zusammen mit der FSG-Gruppe der MitarbeiterInnen der AK Wien veranstaltet Fibel die Podiumsdiskussion "FremdenUnrecht - Am Beispiel der Probleme binationaler Ehen und Lebensgemeinschaften"; welche Folgen das NAG 2005 für binationale Paare und Familien in der Praxis hat, schildert Fibel-Beraterin Gertrud Schmutzer

7. November 2008: Den beiden Fibel-Mitarbeiterinnen Petruska Krcmar und Gertrud Schmutzer wird vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur das Bundesehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.

Verleihung des Bundesehrenzeichen für Verdienste um die Republik an Petruska Krcmar

Verleihung des Bundesehrenzeichen für Verdienste um die Republik an Gertrud Schmutzer

2009: Und wieder ein Erfolg: Nach einer Testphase im Jahr 2008 bietet Fibel erstmals interkulturelle Mediation für Paare in Konfliktsituationen an. Mediatorin ist die Fibel-Mitarbeiterin Petruska Krcmar.

2010: Fibel an der Uni Wien! Im Rahmen einer Vorlesungsreihe des Instituts für Kultur-und Sozialanthropologie präsentiert Gertrud Schmutzer ihre Studie "Fremdenfantasien und Gegenbilder" (VDM, 2010), für die sie Frauen und Männer in bikulturellen Beziehungen zum Thema "ethnospezifische Konstruktionen" befragt hat.

1.7. 2011: Neuerungen im Niederlassungs-und Aufenthaltsgesetz (NAG) sorgen wir eine weitere Steigerung des Beratungsbedarfs: Der verpflichtende A1-Deutsch-Nachweis gleich bei der Erstantragstellung ist eine weitere Hürde beim Nachzug von Familienangehörigen aus Drittstaaten. Wir helfen den Ratsuchenden, auch diese Hürde zu meistern.

Frühjahr bis Sommer 2012: Es tut weh, die vertraute Umgebung zu verlassen, muss aber sein: Fibel übersiedelt und bezieht ihr "neues Zuhause" in der Traungasse 1/3/9 in Wien Landstraße. Wir fühlen uns an der neuen Adresse aber gleich recht wohl: Altbau in "nobler" Umgebung. Auch an den heißtesten Sommertagen bleibt in unserer Beratungsstelle angenehm kühl.

29. November 2013: Fachtagung der Fibel in Kooperation mit der Arbeiterkammer Wien: "VIELFALT IST UNSER REICHTUM. Der Beitrag binationaler Familien zur Integration und Chancengleichheit"; im Fokus: die Bedeutung binationaler und bikultureller Familien für Prozesse gesellschaftlicher Inklusion. Die Vortragenden und Diskussionssteilnehmenden am Podium: Expertinnen und Experten der Fibel, der Arbeiterkammer Wien sowie Dr. in Ursula Struppe, Leiterin der Magistratsabteilung für Integrations-und Diversitätsangelegenheiten der Stadt Wien (MA17). Im Anschluss: ECB-Jahreskonferenz 2013, zum dritten Mal von Fibel organisiert.

2014: Wir verzeichnen einen rasanten Zuwachs an Beratungen: 69 Prozent! Fibel-Mitbegründerin Petruska Krcmar verabschiedet sich nach mehr als 20 Jahren Beratungsarbeit in den wohlverdienten Ruhestand. Großer Dank an Petruska für den jahrzehntelangen Einsatz für Fibel! Zugleich heißen wir Stanislava Merdinger, unsere neue Mitarbeiterin, herzlich willkommen! Sie ist Psychologin und hat viel Erfahrung im Bereich Familienrecht und Psychosoziales.

21. September 2014: LOVE MIGRATION – das "interkulturelle Hochzeitsfest" im Rahmen der WIENWOCHE: Fibel ist dabei!

Interkulturelles Hochzeitsfest

2015: Der Anteil an weiblichen Ratsuchenden steigt signifikant: Vor allem zugewanderte Frauen wissen unser erweitertes Angebot an psychosozialer und rechtlicher Beratung zu schätzen! Außerdem: Der Beitritt der Fibel zum Klagsverband macht es uns möglich, in Diskriminierungsfällen kompetent zu informieren und zu beraten.

12. Juni 2015: Zum ersten Mal feiert Fibel den "LOVING DAY"! Programm: "I LOVE VIENNA" von Houchang Allahyari – eine schräge persisch-wienerische Romanze!

2016: Nochmals wächst der Anteil der Frauen unter den Ratsuchenden! Die große Fluchtbewegung aus den Kriegsgebieten des Nahen Osten macht sich bemerkbar: Unser Wissen und unsere Erfahrungen sind gefragt. Im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds leiten die beiden Fibel-Mitarbeiterinnen erstmals Integrations-und Orientierungsworkshops für arabisch-und Dari/Farsi-sprachige Frauen. Die Themen: Gesundheit, Familie, Bildung und Beruf. Und noch eine neue Kooperation: Die Fibel-eigenen Veranstaltungen werden in die Volkshochschule Wien Landstraße verlegt und sind damit zu 100 Prozent barrierefrei zugänglich!